16. Juli 2023 | Es geht los!

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Nachdem wir über 3 Monate mit dem Refit von Anahita verbracht haben ist der große Tag gekommen. Wir machen unsere erste größere Probefahrt und verlassen die Lagune bei Portobuso. Direkt nach dem Aufstehen beginnen wir, alles seefest zu verstauen und uns auf die erste Fahrt vorzubereiten. Unsere deutsche Heckflagge wird aus den Tiefen der Abstellkammer hervorgeholt und auch die italienische Gastlandflagge muss wieder gehisst werden. Da wir zuletzt Probleme mit der Ankerwinsch hatten, testen wir auch diese noch einmal. Der erste kurze Schock – denn sie geht zunächst wieder nicht an. Aber nachdem Pascal die Sicherung noch einmal neu eingesteckt hat, läuft sie zum Glück wieder. 

Um 10.30 Uhr ist es dann so weit und wir legen das erste Mal zu zweit ab. Es war wenig Wind im Hafen und somit hatten wir gute Bedingungen. Über eine Leinenverbindung an der Mittelklampe drehen wir uns fast wie von selbst in Richtung Ausfahrt und Erleichterung machte sich breit, dieses Manöver so gut gemeistert zu haben. Die ersten Minuten waren wir einfach überwältigt von unseren Gefühlen. Nach so viel Arbeit, Schweiß und Hindernissen gleiten wir dahin. Können kaum glauben, dass es unser Boot ist, auf dem wir hier fahren. Die Anstrengungen der letzten Wochen waren wie vergessen. 

Während wir durch den Kanal fuhren, verstauten wir die Leinen und befestigten alle Fender am Heckkorb. Mit unserem Sitzsack haben wir uns einen sehr bequemen und praktischen Steuersitz gebaut, der nun genau die richtige Höhe hat, um eine gute Sicht zu haben. Wir waren bereit für das Meer; nicht nur von unserer Ausstattung her, sondern auch seelisch – denn wir fühlten uns sicher und gut vorbereitet auf diesen Moment. 

Die Wettervorhersage prognostizierte für diesen Tag wenig Wind und das bestätigte sich auch, als wir das Fahrwasser der Lagune verließen. Da wir unsere Anahita aber endlich unter Segel sehen wollten, rollten wir die Genua aus – alleine schon, um alles einmal zu testen. Der Anblick war wunderschön und erfüllte uns mit tiefer Dankbarkeit. Diesen Moment haben wir in den vergangenen Jahren so oft in unserem Kopf durchlebt. Wir auf unserem eigenen Segelboot, wie grandios wäre das? Und nach viel Planung und dem Mut, es jetzt einfach zu machen, ist dieser Traum nun auch für uns Wirklichkeit. 

Dass das Leben auf einem Boot nicht immer einfach ist und neben den unbeschreiblich schönen Momenten auch viele Herausforderungen bereit hält, wissen wir ja schon. Und so war es an diesem Tag auch. Bei dem Versuch, den Kettenzähler der Ankerwinsch wieder auf 0 zu setzen, fällt die Ankerwinsch erneut aus. War es das schon mit unserem heutigen Plan, in Izola zu ankern? Müssen wir wieder zurück fahren? Natürlich geben wir nicht direkt auf und Pascal packt das Werkzeug aus. Nach knapp 30 Minuten hat er das Problem gefunden. Ein kleines Kabel hat sich gelöst – ein großer Dank geht an die tollen Schaltpläne von Jeanneau, durch die Pascal diesen Fehler finden konnte. 

Eine Achterbahn der Gefühle – Stress, manchmal auch etwas Angst gefolgt von unendlichem Glück. Genau das ist Segeln und das Leben auf einem Boot. Und warum wir das so lieben? Weil sich nicht jeder Tag gleich anfühlt. Weil die besonderen Momente so noch eine viel stärkere Wirkung haben. Weil es uns immer wieder zeigt, dass wir die Herausforderungen meistern können. 

Um 15.45 Uhr lassen wir unseren Anker in der Bucht vor Izola in Slowenien das erste mal ins Wasser eintauchen. Die Bucht war relativ voll mit kleinen Booten, die nur tagsüber zum Schwimmen ankern, aber wir haben etwas weiter draußen auf 12,5m einen guten Platz gefunden. Das erste Ankermanöver war etwas holprig. Aber nach etwa 10 Minuten war der Anker eingefahren und die Kette spannte gut. Insgesamt hatten wir nun 50 Meter Kette ausgebracht und Pascal machte sich mit der Ankerkralle vertraut. 

In der Zwischenzeit hat die SY Alea mit dem lieben Walter aus unserem Heimathafen auch neben uns geankert und hilft uns beim Anbringen der Ankerentlastung. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir von den erfahrenen Seglern ihre erprobten Tipps und Tricks abgreifen können. In den vergangenen Monaten durften wir schon viele tolle und sehr hilfsbereite Menschen kennenlernen. Auch das ist eine der sehr schönen Seiten beim Segeln. 

Den Abend haben wir dann mit einer Pasta a la Pascal und einem leckeren Wein vom Weingut Bortolusso ausklingen lassen. Als wir zum Abschluss dieses wunderschönen Tages auf dem Vordeck lagen und die Sterne beobachteten schauen wir uns an und wissen, genau das Leben ist es, das wir uns so lange erträumt haben. Nicht eingesperrt hinter Büromauern und Luxuswohnung – sondern einfach frei. Als Pascal sich noch eine Sternschnuppe wünschte und ich ihm entgegnete, dass dieser Tag doch schon genug Highlights für uns bereitgehalten hat, erscheint genau in diesem Moment am Himmel die Sternschnuppe. Was für ein magischer Moment – danke Universum! Wir atmen die frische Meeresbriese ein und lassen uns von den seichten Wellen in den Schlaf schaukeln. 


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Im April 2023 haben wir unsere Wohnung gegen ein Segelboot im Mittelmeer getauscht. Denn das Leben ist zu kurz für später! Wir freuen uns, wenn du uns auf unserer Reise begleitest und wir dich inspirieren können.

Unser zu Hause

Anahita ist eine Jeanneau Sun Odyssey 43 DS. Sie hat 2001 das Licht der Welt erblickt und ist 13 Meter lang. Wir haben mehr als genug Platz und fühlen uns pudelwohl.