Die erste Nacht vor Anker war ruhig, trotzdem konnte ich zuerst nicht einschlafen. Hält der Anker wirklich? Nachdem ich immer mal wieder auf den Ankeralarm am Handy schielte, bin ich dann gegen 2 Uhr doch tief und fest eingeschlafen. Um 4.45 Uhr ging dann doch plötzlich der Ankeralarm. Während ich dies in meinem Tiefschlaf nicht mitbekomme springt Pascal aus dem Bett und schaut, ob wir uns tatsächlich bewegten. Fehlalarm. Meikes Handy hatte einen niedrigen Akkustand – auch das löst den Ankeralarm aus. Um 6 Uhr ging dann der Wecker von Pascal, da er den Vormittag über arbeiten wollte.
Das Aufwachen vor Anker ist magisch. Unsere großen Decksalon Fenster zeigen einen wunderschönen Blick auf das Wasser und die aufgehende Sonne. Die See ist spiegelglatt und die Natur strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Das Wasser hat warme 27 Grad, so gehört eine morgendliche Runde schwimmen fest zur Morgenroutine.
Ich mache Yoga auf dem Vordeck mit einer Atemmeditation und genieße diesen Morgen in vollen Zügen. Beim Frühstück kommt mir die Idee, all unsere Erlebnisse in einer Art Tagebuch festzuhalten. Denn schon bei unseren 2-wöchigen Segelreisen habe ich festgestellt, wie schnell wir Einzelheiten vergessen. So kann ich unsere Erlebnisse auch in vielen Jahren noch nachlesen und sie für uns festhalten. Deshalb hole ich meinen Laptop und schreibe einfach mal los.
Wir posten ja bereits einige Bilder und Videos auf Instagram, allerdings ist es durch die Begrenzung auf 60 Sekunden einfach ein etwas oberflächlicheres Format bei dem es schwer ist, tiefere Einblicke in unsere Gefühle und Gedanken zu geben. Aus diesem Grund möchte ich unsere Tagebucheinträge auch gerne mit allen Interessierten teilen, die Lust auf noch persönlichere Einblicke haben.
Auch ich selbst habe bei mir in der Vergangenheit festgestellt, wie meine Aufmerksamkeitsspanne durch unsere schnelllebige Welt immer kürzer wird und es mir immer schwerer fällt, einfach im Moment zu sein. Dem Kopf auch mal eine Auszeit zu gönnen und nicht in jeder freien Sekunde zum Handy zu greifen. Und das Schreiben dieser Zeilen hilft mir dabei, nochmal eine tiefere Verbindung zu meiner Gefühlswelt aufzubauen, die aktuell ganz schön viele Eindrücke verarbeiten muss.
Nachdem mein erster Eintrag fertig war habe ich mir das SUP unseres Bootsnachbarn Walter ausgeliehen und habe eine große Runde durch die ganze Bucht von Izola gedreht. Durch die mittlerweile doch etwas kabbeligen Wellen war es für mich kaum möglich, längere Zeit zu stehen. Deshalb bin ich entspannt im Sitzen gefahren und habe die wunderschöne Aussicht auf die Felsküste genossen. Mal schauen, ob wir in den nächsten Tagen auch ein SUP hier besorgen können. Nach dieser schönen Abwechslung habe ich mit Walter noch einen gemütlichen Kaffee bei ihm am Schiff getrunken und interessante Gespräche über seine bisherigen Segelboote geführt.
Als Pascal dann um 1 Uhr Feierabend gemacht hat stand auf unserer To Do Liste, den Dingimotor nun noch einmal auszuprobieren, nachdem Pascal den Vergaser vor einigen Tagen gereinigt hat. Ehrlich gesagt ist es schon eine ganz schöne Aktion, den Motor vor Anker auf das Dingi zu hieven, den Benzintank aus den Tiefen der Backskisten auszugraben und alles anzuschließen. Eventuell wäre ein leichterer Elektromotor eine bessere Alternative. Bei längeren Strecken und mehr Wellen haben sie aber nicht die Leistung wie unser 5PS Motor – warten wir die ersten Monate mal ab, wie es sich bewährt.
Am Nachmittag hat der Wind in der Bucht zugenommen (die Böen hatten ca. 10 Knoten) und die Windrichtung änderte sich dabei immer wieder. Das Boot von Walter und unsere Anahita kamen sich näher als uns lieb war, da sie auch unterschiedlich schwoiten. So ganz sicher fühlten wir uns nicht mehr, deshalb haben wir den Motor noch einmal angemacht und beim Rückwärtsfahren geprüft, ob die Kette spannt oder rutscht. Es war aber alles in Ordnung. Walter hat unter Motor seine auf dem Boden liegende Kette etwas in eine andere Richtung gezogen, dann entspannte sich die Situation wieder.
Unser Plan war, am Abend mit dem Dingi in die Stadt von Izola zu fahren und dort essen zu gehen. So richtig wohl war mir damit zunächst nicht. Aber der Wind lies wieder nach und die beiden Männer waren ganz entspannt – also ging es los. Wir waren in einem sehr gemütlichen Restaurant das Walter schon kannte und saßen dort unter einer begrünten Pergola. Zum Abschluss des Abends schlenderten wir noch durch die schöne Altstadt und fuhren dann zurück zu unseren Booten. Schon etwas erleichtert, dass alles gut gegangen ist.
Nachdem wir dann das Dinghi und den Motor wieder auf dem Geräteträger verstaut hatten, gönnten wir uns noch eine Außendusche, bevor wir uns in unsere doch recht warme Kabine legten. So ging unser erster Tag vor Anker zu Ende.





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