Es ist 7.30 Uhr und so ein schönes Sonntagsfrühstück – das ist es, worauf wir heute richtig Lust haben. Allerdings haben wir keine Brötchen oder Brot da, denn sonst frühstücken wir meist nur Müsli oder Porridge. Und da unser kleines Fahrrad mal wieder einen Platten hat (das 2. Mal innerhalb von einem Monat) macht sich Pascal daran, den Schlauch auszutauschen. Da wir das System nun kennen, ist das in 30 Minuten erledigt. Während ich das Geschirr vom gestrigen Abendessen spüle fährt Pascal zum nächstgelegenen Supermarkt und kauft Brötchen. Hier in Italien haben die meisten Läden nämlich auch am Sonntagvormittag auf.
Und da die Sonne heute wieder richtig warm ist und kein Regen vorhergesagt ist, wasche ich noch unsere Bettwäsche, damit ich sie zwischen den Bäumen aufhängen und innerhalb weniger Stunden dort trocknen kann. Nun ist Pascal auch schon wieder da und wir genießen ein ganz entspanntes Frühstück. So langsam ist mein Frust wegen den Fenstern auch wieder vergangen – irgendwie werden wir das schon hinbekommen.
So widmen wir uns nun den letzten To Do’s der Kategorie „Im Wasser vor dem Ablegen erledigen“. Dazu gehört auch, das Dingi mit „TT Anahita“ zu beschriften (das bedeutet Tender to Anahita). Der Hintergrund hierfür ist, dass es in Italien und auch in Kroatien eine Versicherungspflicht für Boote gibt. Und da wir einen 5PS Motor an unserem Dingi haben würde es eine eigene Versicherung benötigen, wenn es nicht über die Haftpflicht von Anahita mit eingeschlossen wäre. Da uns einige Bootsnachbarn hier im Hafen von vermehrten Kontrollen berichtet haben, bekleben wir unser Dingi deshalb sicherheitshalber noch. Dies verbinden wir direkt damit, das Dingi auch noch einmal zu putzen.
Da ja schließlich Sonntag ist, gönnen wir uns danach eine längere Pause am Pool. Pascal nimmt seinen Laptop mit und schreibt dort seinen ersten Tagebucheintrag – damit ihr nicht immer nur meine Sicht auf die Dinge bekommt. Währenddessen suche ich am Handy nach einer Bootsplane für den Winter. Diese benötigen wir, damit das Wasser bei Regen zur Seite abläuft und kleine Undichtigkeiten im Fenster nicht direkt zu einem großen Problem führen. Zwar werden wir die Fenster noch vor dem Winter reparieren – wir werden aber keine 100%ige Sicherheit haben, dass sie auch den ganzen Winter dicht bleiben. Tatsächlich finde ich eine gebrauchte Plane in Lignano (45 Minuten von uns entfernt) von einem 43 Fuß Segelboot, die wir für 500€ haben könnten. Aber nach langem hin und her überlegen entscheiden wir uns dagegen sie zu kaufen, auch weil wir kein Auto haben um sie uns einfach mal anschauen zu fahren.
Als wir wieder am Boot sind entleeren wir noch den vorderen Tank, in den wir das Reinigungsmittel gefüllt haben. So sind nun unsere 3 Tanks einmal auf Dichtheit geprüft und gereinigt. Danach können wir die Vorkabine auch endlich wieder einräumen und bekommen somit wieder etwas Ordnung im Salon. Für mich als Ordnungsliebhaberin sind hier manche Tage wirklich eine Herausforderung, denn ich merke immer direkt, dass sich Chaos im Außen direkt auf mein Inneres auswirkt und mich stresst. Aber leider lässt es sich bei Arbeiten am Boot nicht wirklich vermeiden, da man immer alle Sachen zuerst von links nach rechts räumen muss, um irgendwo dran zu kommen. Ich hoffe das wird besser, wenn wir einmal richtig unterwegs sind!
Danach hat Pascal mit der wohl frustrierendsten Aufgabe des Tages begonnen. Wir haben kleine Teak-Stufen, über die man das Cockpit in Richtung Vorschiff verlassen kann. Bei diesen ist die Fuge außen herum ganz spröde gewesen, sodass meine Mama diese letztens noch mühsam ausgekratzt hat. Da an den meisten Tagen ständig Regen angesagt war, haben wir das Neuverfugen immer wieder verschoben – gestern war es aber dann so weit. Wer schon einmal mit Sikaflex gearbeitet hat weiß, dass dies kein Vergleich zu Silikon ist und eine ganz schöne Sauerei sein kann. Zudem haben wir den Fehler gemacht, dass wir die Stufen schon vor einigen Tagen abgeklebt haben und sich der Kleber des Klebebands deshalb jetzt nur ganz schlecht gelöst hat. Die Sonne der vergangenen Tage hat den Kleber richtig geschmolzen.
Das Ergebnis ist am Ende bei der einen Stufe ok, bei der anderen müssen wir es vermutlich nochmal neu machen. Dicht ist es aber jetzt erst einmal. Deshalb war Pascal heute mal dran mit frustriert sein, gerade weil er sich so viel Mühe gegeben hat und es trotzdem nicht so geklappt hat wie erhofft. Aber so lernen wir Tag für Tag dazu und es ist wirklich Wahnsinn, was wir in den letzten 3 Monaten schon alles über Boote & die ganze Technik gelernt haben.
Während ich Pascal oben noch fluchen höre bereite ich schon einmal das Abendessen vor, mit dem ich ihn hoffentlich wieder ein bisschen aufheitern kann. Es gibt Wraps mit bunt gemischtem Salat und Feta. Dieses Gericht lieben wir hier einfach, da es sehr erfrischend ist und schnell gemacht. So genießen wir noch den Abend im Cockpit und quatschen mit dem ein oder anderen Segler, der bei uns am Steg vorbei läuft. Immer wieder neue Leute hier kennen zu lernen ist wirklich eine der schönsten Seiten am Boatlife!




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