01. August 2023 | Wir besichtigen Pula

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Bis 3 Uhr Nachts lag das Boot super ruhig vor Anker. Danach kamen immer mal wieder größere Wellen in die Bucht, die mich von meiner Liegeposition auf der Seite auf den Rücken gekugelt haben. Dabei war das Durchschlafen etwas schwierig, aber immerhin hatten wir bis dahin gut geschlafen. Ich starte mit einer kleinen Runde Yoga auf dem Vordeck in den Tag, bei dem Schwell ist das bei manchen Positionen noch eine zusätzliche Herausforderung. 

Diesen Morgen haben wir sehr lange überlegt, wohin wir denn jetzt fahren. Unsere geplante Route führt uns über die Kvarner Bucht zu der kroatischen Inselwelt. Wir checken das Wetter für die nächsten Tage. Wie ist der vorhergesagte Wind, die Windrichtung, die Wellen, die Gefahr für ein Gewitter und das auf bei unseren verschiedenen Quellen. Pascal telefoniert auch noch einmal mit Walter aus unserem Heimathafen, um ihn nach möglichen Buchten und seiner Einschätzung zu fragen. Das Fazit war, dass das alles nicht wirklich nach unseren Wunschbedingungen aussieht und es auf den Inseln in der Hochsaison jetzt Anfang August auch schwerer ist, eine gut geschützte Bucht zu finden die nicht überfüllt ist.

Deshalb entscheiden wir uns dafür, heute nach Pula zu fahren. Die Stadt wollten wir sowieso mal besichtigen. Im Hafenführer steht, dass es dort auch die Möglichkeit gibt, direkt vor Pula für ca. 15€ zu ankern. Und die langgezogene Bucht sieht erstmal sehr geschützt aus. Also lichten wir den Anker, um uns auf Richtung Pula zu machen. Bei dem heutigen Ankermanöver verwenden wir unsere Walkie Talkies, die Pascal zu seinem 30. Geburtstag von seinem besten Freund und Trauzeugen geschenkt bekommen hat. Und nach dem ersten Test können wir sagen, dass es die Kommunikation extrem vereinfacht und es deutlich weniger Verständigungsprobleme gibt. Daumen hoch dafür!

Als wir aus der Bucht rausfahren merken wir schnell, das unsere Entscheidung nicht die Kvarner Bucht zu überqueren absolut richtig war. Denn es warteten 20-25 Knoten Wind und eine recht hohe, ungemütliche kurze Welle auf uns. Was uns wirklich begeistert ist, dass Anahita auch bei solchen Wellen wirklich sanft durch die Wellen gleitet und nicht auf diese draufschlägt. Da haben wir auf anderen Booten schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Nach etwa 1,5 Stunden biegen wir in die Einfahrt von Pula ein, die durch einen Wellenbrecher geschützt ist. Hier wird die Welle also deutlich ruhiger, nur der Wind wird nicht wesentlich schwächer. 

Am anvisierten Ankerplatz stehen nur 2 Boote und wenn wir auf den Windmesser gucken, der immer wieder über 20 Knoten geht fühlen wir uns nicht so sicher, hier zu ankern und das Schiff für eine Stadtbesichtigung zu verlassen. Deshalb entscheiden wir uns dafür, in der Marina Polesana anzulegen. Diese ist immerhin mit 78€ pro Nacht günstiger als die ACI Marina in Pula, in der wir 119€ gezahlt hätten. So wartet unser erstes Hafenmanöver mit Muringleinen auf uns. Wir bereiten alles gut vor und rufen im Hafen an und bitten aufgrund des starken Windes auch um Hilfe beim Anlegen. 

Es kommen auch direkt zwei Marineros zu unserem Platz. Pascal steuert Anahita sicher in die uns zugewiesene Box und ich werfe die Heckleine dem Marinero von der Badeplattform aus zu. Das war allerdings nicht die beste Position, da ich so nicht direkt mit der vorderen Muringleine nach vorne laufen konnte. Das hat Pascal dann übernommen und ich bin an das Steuer gegangen. Der Wind hat den Bug schon schnell weggedrückt, aber durch die Verbindung mit der Heckleine und einem kurzen Einsatz des Bugstrahlruders standen wir dann gut. Mit dem Bugstrahlruder muss man allerdings vorsichtig agieren, da man sich schnell eine Leine in den Propeller ansaugen kann. 

Wir waren froh, für die Nacht nun einen sicheren Platz zu haben und uns keine Sorgen über die angesagten Gewitter in der Nacht machen zu müssen. Die Marina war von Pula mit dem Auto 15 Minuten entfernt – nur haben wir ja kein Auto. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass die Marina bestimmt ein Taxiboot o.ä. hat, das gehört doch zum Service dazu. Jedoch haben wir nur das Angebot bekommen, dass sie uns ein Taxi rufen. Das war keine Option, also sind wir ca. 20 Minuten in das nächste Dorf gelaufen, von wo aus ein Bus in 15 Minuten nach Pula fährt. Und das für 1,50€ pro Person. 

In der Stadt angekommen laufen wir direkt am Amphitheater vorbei. Ein sehr eindrucksvolles Gemäuer. Dort gibt es auch an verschiedenen Abenden Konzerte oder Theateraufführungen. Da wir nach dem ganzen Prozedere aber ziemlich Hunger haben, suchen wir uns erst einmal ein schön gelegenes Restaurant und genießen das Treiben der Stadt. Danach laufen wir einfach noch ein bisschen durch die Stadt und am Wasser entlang, bis wir uns auf den Weg zurück mit dem Bus machen. Praktisch war, dass wir in dem kleinen Dorf wo wir ausgestiegen sind noch direkt an einem kleinen Supermarkt vorbeigelaufen sind, wo wir nochmal etwas frisches Gemüse einpacken konnten. 

Auf dem Rückweg möchte Pascal unbedingt über einen Feldweg laufen, und nicht wie auf dem Hinweg an der Straße entlang. Jedoch stand an diesem Weg ein Schild mit Privatgelände, und meine Argumente doch den anderen Weg zu gehen wurden ignoriert. So begegneten wir auch nach kurzer Zeit einem Schäfer mit 3 Hunden, die erst einmal bellend auf uns zuliefen. Aber sie waren zum Glück ganz friedlich. Der Schäfer war erst nicht ganz so begeistert uns zu sehen und sagte vermutlich auf kroatisch, dass hier kein Durchgang ist. Aber Pascal quatschte direkt mit ihm mit Händen und Füßen, zeigte ihm auf dem Handy wo wir hin wollten und dann war er super nett. So liefen wir ein ganzes Stück mit ihm und seinen Schafen den Feldweg entlang. Mit englisch, polnisch und dem Übersetzer auf dem Handy hat die Verständigung auch ganz gut geklappt. Eine wirklich schöne Begegnung. 

Auf dem Boot angekommen gehen wir erst einmal ausgiebig duschen und machen es uns dann in der Koje gemütlich. Dabei schauen wir noch ein YouTube Video auf dem Laptop, bevor wir schlafen gehen. In der Nacht kam tatsächlich sehr viel Wind und wir waren froh, im Hafen zu liegen. (p.s. diesen Text schreibe ich gerade am 4.8. vor Anker, nachdem gerade 32 Knoten Wind mit Gewitter über uns gezogen sind – puh! Dazu aber mehr im passenden Logbucheintrag.)


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Unser zu Hause

Anahita ist eine Jeanneau Sun Odyssey 43 DS. Sie hat 2001 das Licht der Welt erblickt und ist 13 Meter lang. Wir haben mehr als genug Platz und fühlen uns pudelwohl.